Die Erstkommunion in der ukrainischen Gemeinde

Über die ukrainische Religionsgemeinschaft

Die ukrainische Gemeinde in Mülheim an der Ruhr, die jeden Sonntag um 13.00 Uhr in der Christ-König-Kirche Messen feiert, gehört zur Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche. Dies ist ein Teil der Katholischen Kirche, der den byzantinischen Ritus und nicht den römischen Ritus verwendet. Die Katholische Kirche des Westens verwendet die römische Liturgieordnung, weshalb sie auch römisch-katholisch genannt wird. In Osteuropa und im Nahen Osten gibt es Teile der Katholischen Kirche, die andere Riten verwenden. Diejenigen, die die byzantinische (griechische) Liturgieordnung verwenden, werden als griechisch-katholisch bezeichnet; diejenigen, die die armenische Liturgieordnung verwenden, als armenisch-katholisch; diejenigen, die die westsyrische Liturgieordnung verwenden, als syrisch-katholisch; diejenigen, die die ostsyrische (chaldäische) Liturgieordnung verwenden, als chaldäisch-katholisch; und diejenigen, die die koptische (ägyptische) Liturgieordnung verwenden, als koptisch-katholisch. All diese unterschiedlichen liturgischen Traditionen machen den Reichtum der Vielfalt der katholischen Kirche aus.

In den ersten Jahrhunderten der christlichen Geschichte war es üblich, Erwachsene zu taufen, die eine umfassende Vorbereitung durchlaufen hatten. Die Neugetauften konnten sofort die anderen Sakramente empfangen, darunter Firmung und Eucharistie. Im 4. Jh. hörte die Verfolgung der Christen im Römischen Reich auf und das Christentum erhielt Rechtsstatus. Die gesamte Mittelmeerküste wurde christlich. Solange die Christen in der Minderheit waren und verfolgt wurden war es schwer vorherzusagen, ob ein Kind, selbst wenn es in eine christliche Familie hineingeboren wurde, Christ werden würde. Als jedoch die gesamte Gesellschaft christlich wurde, waren die Chancen, dass ein Kind, das in eine solche Gesellschaft hineingeboren wurde, Christ werden würde, sehr hoch. Auf der Grundlage dieser Überlegungen begann die Kirche, Säuglinge zu taufen, da sie hinreichend Grund zu der Annahme hatte, dass diese Kinder in ihren Familien, Schulen und ihrer Umgebung eine christliche Erziehung erhalten würden. Der Übergang von der Erwachsenen- zur Kindertaufe war sowohl im Osten als auch im Westen der Christlichen Welt derselbe.

Was ist aber mit den anderen Sakramenten, und zwar mit Firmung und Eucharistie? Hier haben sich die Traditionen unterschiedlich entwickelt. In der westchristlichen Tradition hat sich der Brauch durchgesetzt, nachdem den Laien nur die Kommunion in einer Gestalt gereicht wird. Es ist unmöglich, einem Säugling die Kommunion in der Form einer Hostie zu empfangen. Daher konnte ein Kind seine erste Kommunion erst dann empfangen, wenn es körperlich reif ist, das Brot zu essen. Im Laufe der Zeit entwickelte sich auch der Brauch, einem Kind nach seiner ersten Beichte die Erstkommunion zu spenden. Ebenso wurde die Firmung zum Zeichen des Erwachsenwerdens.

In der byzantinischen Tradition entwickelte sich ein anderer Brauch. Neben der Taufe erhalten Säuglinge die Firmung und die Eucharistie. Ein Christ empfängt diese drei Sakramente in einem einzigen Gottesdienst. Im byzantinischen Ritus wird die Kommunion den Laien in zwei Gestalten gespendet. Einem Kind, das noch kein Brot essen kann, wird nicht der Leib Christi gereicht. Ihm wird nur das Blut Christi mit einem speziellen Löffel gereicht.

Da die meisten Christen als Säuglinge getauft und gefirmt werden und gleichzeitig die Heilige Kommunion empfangen, gibt es keine getrennten Feiern für die Erstkommunion und die Firmung. Der Brauch der Erstkommunion drang jedoch allmählich in die Griechisch-Katholische Kirche im Westen der Ukraine und einigen anderen Regionen Osteuropas ein. Die römisch-katholische Feier der Erstkommunion war faszinierend in ihrer Feierlichkeit und Festlichkeit. Die Kirchenleitung erkannte auch die Nützlichkeit dieses Brauchs, da die Erstkommunion ein guter Anreiz für die Katechisierung der Kinder und ihrer Eltern ist. Schließlich wurde dieser Brauch in die Tradition der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche aufgenommen.

Es stellte sich ein neues Problem: Wie ist dieser Brauch theologisch zu interpretieren, wenn Kinder am Säuglingsalter die Kommunion empfangen? Es wurde beschlossen, diese Feier „Erste Beichte und feierliche Kommunion“ zu nennen. Dieser Name spiegelt sehr gut die theologische und liturgische Bedeutung der Feier in den Katholischen Ostkirchen wieder. Es ist das erste Mal in ihrem Leben, dass Kinder zur Beichte gehen und die Heilige Kommunion empfangen. In der Alltagssprache wird jedoch häufig das Wort „Erstkommunion“ verwendet.

Über die ukrainische Gemeinde in Mülheim

Die ukrainische griechisch-katholische Gemeinde im Bistum Essen wurde am 24. April 2022 gegründet. An diesem Tag versammelte sich die Gemeinde zu ihrem ersten Gottesdienst in der St. Michaelskirche (Speldorf). Seitdem finden jeden Sonntag und an großen Feiertagen ukrainische Gottesdienste statt. Im Sommer 2022 wurden die Gottesdienste in die Christ-König-Kirche (Winkhausen) verlegt. In zwei Jahren ist die Gemeinde gewachsen und hat sich stark verändert. Die ukrainische Gemeinde in Mülheim vereinigt ukrainische Migranten, die in den letzten Jahren hierher gekommen sind, die meisten von ihnen zu Beginn des russisch-ukrainischen Krieges. Die Migrantengemeinschaft weist eine Reihe von Besonderheiten auf. Einige Menschen ziehen an neue Wohnorte, andere kehren in die Ukraine zurück, und neue Menschen kommen hinzu. Die Gemeinschaft ist also recht dynamisch. Hinzu kommt, dass die Menschen, die in verschiedenen Siedlungen des Bistums Essen leben, einen weiten Weg zur Kirche erreichen müssen, um den Gottesdienst zu besuchen. Die Gemeinde ist jedoch lebendig und das beste Zeichen für das Leben der Gemeinschaft sind die Kinder, die im Glauben wachsen.

Im Jahr 2023 legten fünf Kinder aus der ukrainischen Gemeinde ihre erste Beichte ab und empfingen feierlich die Heilige Kommunion. Daraufhin wurde beschlossen, dieses Fest gemeinsam mit anderen ukrainischen Gemeinden in Nordrhein zu feiern. Am Pfingsten 2023 fand in Köln ein feierlicher Gottesdienst statt, bei dem Kinder aus ukrainischen Gemeinden in Mülheim an der Ruhr, Düsseldorf, Aachen, Bonn und Köln die Heilige Kommunion empfingen. Es ist erwähnenswert, dass die ukrainische Seelsorge in Mülheim an der Ruhr die jüngste in Nordrhein ist. In diesem Jahr wurde klar, dass eine gemeinsame Feier nicht möglich war, da die Zahl der Kinder wächst und die Organisation einer solchen Großfeier sehr schwierig ist.

So feierte die ukrainische Gemeinde am Sonntag, dem 30. Juni 2024, die erste Beichte und feierliche Kommunion der Kinder. Neun Kinder empfingen die Sakramente. Die katechetische Vorbereitung der Kinder begann am ersten Sonntag der Fastenzeit. Die Kinder besuchten jeden Sonntag die Messe und erhielten anschließend Katechese. Die Katechesen wurden von Dr. Oksana Shepetiak geleitet, die zuvor Theologie und Religionspädagogik an der Ukrainischen Katholischen Universität studiert hatte und derzeit als Lehrerin an der Städtischen Katholischen Grundschule Katharinenschule (Speldorf) tätig ist.

Die feierliche Liturgie zelebrierte der Pastor der Pfarreien St. Barbara und Mariä Himmelfahrt und ukrainischer Seelsorger im Bistum Essen, Prof. Dr. Oleh Shepetiak. Pastor Iwan Tsap aus Transkarpatien (Ukraine) konzelebrierte. In ihrer Dankesrede betonten die Eltern der Kinder, dass sie Gott besonders dankbar sind für die Möglichkeit, in ihrer Muttersprache zu beten und für die Bedingungen, die geschaffen wurden, damit sich ihre Kinder in Deutschland zu Hause fühlen können.

Die ukrainische Gemeinschaft ist allen aufrichtig dankbar, die ihr geholfen und ihr Gastfreundschaft gezeigt hat. Trotz der schwierigen Zeiten, die die Ukrainer durchmachen, spüren wir die Liebe, die Freundschaft und die aufrichtigen Herzen unserer deutschen Brüder und Schwestern, die ihre Arme für uns geöffnet haben.

Prof. Dr. Oleh Shepetiak